Vier open space-Veranstaltungen im Herbst 2001 in der Kirchenprovinz Sachsen

A. Was haben die Gemeindekongresse gebracht?
Nach dem Erleben der vier Gemeindekongresse, nach dem Studium der Protokolle und nach dem Abschluß der Nachtreffen ergibt sich für die Auswertungsgruppe folgendes Bild:

1. Alle Gemeindekongresse hatten das Anliegen, die geistliche Seite der Kirche in der Kirchenprovinz Sachsen für sich selbst und für andere neu zu sehen, zu fördern und stärker zu profilieren. Engagiert haben die Teilnehmer/innen dazu in den Anliegengruppen Fragen gestellt und Antworten gesucht. Die Gemeindekongresse zeigen, was aus Sicht von Gemeinde zum Profil der Kirche von morgen gehören soll und welche Richtung einzuschlagen ist, um dieses Profil zu erreichen.

2. Bei allen Gemeindekongressen standen die Fragen nach der Gemeindeentwicklung, nach dem, was unsere ureigenste „Sache„ ist und wie wir sie leben, einbringen können, im Mittelpunkt. Damit befassen sich 40 – 70% der Protokolle. In allen Kongressen war ein wesentliches Anliegen: offene, einladende Kirche zu werden. Daneben hat jeder Gemeindekongress auch eigene Akzente gesetzt:

In Wittenberg sind besondere Anliegen gewesen:

  • Den Glauben selber klarer aussprechen und anderen davon erzählen können;
  • die Öffnung der Gemeinden/Kirchen für ihre Umgebung;
  • Fragen des Umgangs miteinander.

In Halberstadt sind besondere Anliegen gewesen:

  • Die diakonische Seite der Gemeinde;
  • das Profil ehrenamtlicher Mitarbeit z.B. im Blick auf Kinder und Jugendliche, im Blick auf diakonische Aufgaben der Gemeinde,
  • die Suche nach einer neuen Spiritualität,
  • Fragen der Beziehung von Kirche und Gesellschaft.

Dass die teilnehmenden behinderten Gemeindeglieder auch zum Nachtreffen kamen, läßt darauf schließen, dass sie sich integriert erlebt haben.

In Sömmerda sind besondere Anliegen gewesen:

  • der Umgang miteinander;
  • Kinder und Jugendarbeit;
  • Berufsbild Pfarrer/innen;

Eine kleine Gruppe von Jugendlichen nahm dort am Gemeindekongress teil. Die Jugendlichen haben ihren Platz gefunden und ihre Beiträge beherzt eingebracht.

In Stendal wurden die Anliegen in sehr konkreten Tips und Entwürfen untergebracht:

  • Vorstellungen vom künftigen, reich gefächerten Gemeindeleben,
  • gute Qualität der Gemeindekirchenratsarbeit;
  • klar profilierte Pfarrtätigkeit;
  • einladende Kinder- und Jugendarbeit;
  • gute Öffentlichkeitsarbeit.

3. Die Gemeindekongresse haben dem Umgang miteinander viel Aufmerksamkeit gewidmet und betont zu ihrem Anliegen gemacht. Den Umgang miteinander im Blick zu haben und zu gestalten, das wird zum künftigen Profil unserer Kirche gehören: Neben dem „Was„ auch nach dem „Wie„ und „Mit wem„ zu fragen. Die auf den Gemeindekongressen praktizierte Methode des open space (=weiter, offener Raum) hat dort zu einem offenen Umgang miteinander und zu einer kreativen Atmosphäre geführt. Weil diese in Kirchengemeinden häufig fehlen, wurden die Gemeindekongresse als besonderer Höhepunkt empfunden, ermutigend und als „Aha„-Erlebnis, was denn auch möglich ist in unserer Kirche. Wie Ehrenamtliche und Hauptamtliche hier miteinander suchten, stritten und Neues entwickelten, das beeindruckte viele Teilnehmer/innen.

4. Die Gemeindekongresse haben Teilnehmer/innen ermutigt, sich wieder mit neuer Energie und mit neuen Impulsen in ihr Gemeindeleben vor Ort einzubringen.
In den Auswertungen wurde deutlich, dass Etliche durch die Erlebnisse vor Ort deprimiert waren und jetzt neuen Rückenwind spürten, Gesprächspartner/innen und manchmal sogar neue Verbündete fanden. Die wichtige Erfahrung: Aus der Vereinzelung sind wir in neue, ermutigende und anregende Zusammenhänge gestellt worden. Dabei spielten auch die Pausengespräche eine wichtige Rolle.
Viele Teilnehmer/innen erzählten in ihren Gemeinden von den Gemeindekongressen und lösten Reaktionen aus wie z.B.: „Wenn ich das gewußt hätte, dann wäre ich auch gekommen.„ Einige bringen Anregungen aus den Gemeindekongressen in ihre Gemeinden, andere warten – mit Ideen auf Halde – bis die geeignete Zeit und Verbündete dafür da sind. Anderen Gemeindegliedern fällt eine Umsetzung der Anregungen vor Ort aus unterschiedlichen Gründen sehr schwer.
Von der Arbeitsweise der Gemeindekongresse her wurde vielen Teilnehmer/innen klar: Das Entscheidende passiert vor Ort, in der Gruppe, in der ich jetzt bin, in der Gemeinde, zu der ich gehöre.

5. Die Mehrzahl der Zitate aus den Gesprächsgruppen befassen sich mit dem Berufsbild von Pfarrer/innen/Hauptamtliche und mit dem Miteinander von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen. Hier liegt ein besonders großer Sichtungs- Klärungs- und Weiterarbeitsbedarf.
Im Verlauf der Kongresse war beides zu erleben: Hauptamtliche und Ehrenamtliche können und wollen die Zukunft der Kirche gemeinsam gestalten. Dabei wurde ein geschwisterliches Miteinander und eine Ergänzung der Gaben und Kompetenzen erlebt.

Und auch das andere war zu erleben: Hauptamtliche tun sich schwer, Ehrenamtliche zu Wort kommen lassen und mit ihrer Kompetenz partnerschaftlich einzubeziehen. Immer wieder waren Sehnsucht und Bemühen zu spüren, auch vor Ort möge sich das Miteinander in dieser Richtung entwickeln: offen, kreativ, selbstbestimmt und geschwisterlich.

6. Bei den Gemeindekongressen haben die Teilnehmer/innen Kirche lebendig erlebt und mit geprägt. Was sich dabei ereignet hat, faßten dann viele in die Worte: „So wünsche ich mir Kirche in Zukunft.„ Kann Gemeindearbeit so sein? Dann sind dafür Kompetenzen zu erwerben und Anstrengung und ein langer Atem nötig.
Die Methode open space (=weiter, offener Raum) hat ihre Stärken: Ein Gesprächs- und Begegnungsraum wird eröffnet. Viele werden ins Boot geholt und können sich beteiligen. Open space entfaltet Räume, aber es etabliert sie nicht. Immer wieder lösten sich die Gruppen auf und setzten sich neu zusammen, die Teilnehmer/innen mischten sich, Dauerredner konnten sich nicht etablieren, sehr unterschiedliche Pfarrer/innen und kirchenleitende Mitarbeiter/innen wurden erlebt. Die selbstbestimmte Art sich einzubringen oder zu gehen, wirkte auflockernd und befreiend.

Die gewonnenen Räume müssen mit der ausdauernden Kleinarbeit und der Kompetenz auch von Fachleuten weiter entwickelt werden. Daraus ergeben sich Fragen: Wie können Räume in unseren Gemeinden und Kirchenkreisen geöffnet, weiter werden? Und:

Mehrmals wurde der Wunsch geäußert, diese Methode möge unserer Landeskirche auch für die Basisarbeit in Gemeinden und Kirchenkreisen weiterhin zur Verfügung stehen, indem eine begrenzte Anzahl von Frauen und Männern an einer entsprechenden Weiterbildung teilnimmt und open space als eine methodische Möglichkeit unter anderen in unsere Landeskirche einbringt.

7. Wenn die Teilnehmenden gefragt wurden: „Was hat denn das nun für das Profil der Kirche gebracht?„ oder „Wie sieht denn das künftige Profil aus?„ gerieten sie freilich manchmal ins Stottern, weil sich dieses künftige Profil und der künftige Weg der Kirche nicht sofort aus den unterschiedlichen Mosaiksteinen eines Gemeindekongresses ablesen ließ. Auch der Auswertungsgruppe wurde erst im Verlauf der Übersicht über alle vier Gemeinde-kongresse deutlich, welche Trends sich abzeichnen.

Die hohe Beteiligung an den Nachtreffen und die Nachfragen zwischendurch zeigen, wie sehr sich die Teilnehmer/innen mit den Anliegen identifizieren und hoffen, diese ihre Anliegen werden auf den künftigen Weg der Kirche mit in die Gestaltung des Profils einbezogen.

Welche Möglichkeiten gibt es, den weiteren Weg unserer Kirche so transparent zu gestalten, dass die Beteiligten den Umgang mit ihren Anliegen auf den unterschiedlichen Ebenen unserer Landeskirche nachvollziehen können?

8. Die Gemeindekongresse fanden in der Öffentlichkeit großes Interesse. Sie wurden in Presse und Rundfunk ausführlich und sachgerecht dargestellt. Neugier und Beobachtung, auch Mitarbeit von einzelnen Persönlichkeiten vor Ort und aus anderen Kirchen gehörten zu den Gemeindekongressen dazu. So besuchten ein Bürgermeister, der Leiter eines Ordnungsamtes, der Leiter des Seelsorgeamtes Magdeburg, Gäste aus Thüringen und aus Partnergemeinden von Hessen und Nassau je einen Gemeindekongress ganz oder teilweise.

B. Welche Schlußfolgerungen zieht die Auswertungsgruppe aus den Gemeindekongressen?

Die folgenden Beschreibungen der Anliegen und die Handlungsempfehlungen stützen sich auf die Auswertung der Protokolle. Die einzelnen Abschnitte sind von unterschiedlichen Personen verfaßt und wurden von der Auswertungsgruppe überarbeitet und beschlossen.

1. Anliegen zu „Leitbild/Vision„
Die Stichwörter „Vision/Leitbild„ tauchen nur beim Halberstädter Gemeindekongress direkt auf, die Sache selbst findet sich in allen vier Kongressen. .Kein Gemeindekongress hat ein eigenes Leitbild oder den Weg dahin entwickelt, das war weder seine Aufgabe, noch mit den methodischen Möglichkeiten drin. In den Stimmen aus den Kongressen wird der Wunsch deutlich, das persönliche Engagement der einzelnen und das theologische sowie strukturelle Suchen nach dem künftigen Weg unserer Kirche möchte zusammengeführt werden und zu stimmigen und umsetzbaren Ergebnissen führen. Die persönliche Seite von Kirche wird betont: Was bringen Kirche/Glaube für mich – und wie können wir das anderen vermitteln? Alle Glaubenden, die so fragen, möchten an Einladung und Sendung der Kirche teilnehmen.

Wo Christen sich noch in der Nische aufhalten, sollen sie wahrnehmen: Die Menschen um sie her akzeptieren ihre Beiträge viel öfter und selbstverständlicher, als sie selber befürchten. Wieso geht Kirche nicht klarer und selbstbewußter auf Menschen zu?

Handlungsempfehlungen
a) Die Kirchenleitung setzt das Anliegen „Kirche 2010„ auf ihre Tagesordnung und entscheidet, ob ZukunftsSuche (future search) im Frühjahr 2003 als Bündelung der verschiedenen Bemühungen in der KPS um das neue Profil stattfindet oder ob eine andere geeignete Form für ein Bündelung gefunden wird.

b) Klare Ziele in der Kirchengemeinde zu setzen, Schwerpunkte zu entwickeln, vielleicht auch hier und da ein eigenes Leitbild zu entwickeln –mit diesen Fragen soll sich eine Arbeitshilfe befassen. Sie wird 2002 von der AKD herausgegeben.


2. Anliegen zu „Beteiligungsmöglichkeiten„
Die Suche nach neuen, qualitativ verbesserten Beteiligungsmöglichkeiten ist deutlich. Einerseits fragen Ehrenamtliche danach, wann sie als gleichberechtigte Partner/innen anerkannt und einbezogen werden und wie neue, differenzierte Formen der Beteiligung aussehen können. Andererseits fragen Gemeindeleitung und besonders Hauptamtliche, wer sich denn künftig an bestimmten Stellen stärker als bisher beteiligen kann. Die Klage über mangelndes ehrenamtliches Engagement ist an vielen Orten begründet. Doch oft besteht die Schwierigkeit darin, dass die verschiedenen Seiten nicht voneinander wissen und nicht zueinander kommen.

Handlungsempfehlungen:
a) Gemeinde beschreibt ihren Bedarf (ab einer bestimmten Intensität der Mitarbeit) an ehrenamtlicher Mitarbeit in konkreten Aufgabenbeschreibungen: Was suchen wir? Wie sind die Voraussetzungen? Was erwarten wir? Was für Rahmenbedingungen setzen wir dabei und was geben wir für den jeweiligen Einsatz? Mit diesen Aufgabenbeschreibungen geht Gemeinde auf Gemeindeglieder und auf Mitbewohner ihrer Umgebung zu.

b) Die Kirchenleitung beauftragt eine Einrichtung der KPS, ein für unseren Kontext geeignetes Faltblatt zu entwickeln: „Wie kann ich mich am Leben der Kirche/Gemeinde beteiligen?„ Ein Faltblatt „Wie kann ich am kirchlichen Leben teilnehmen?„ aus der Ev. Kirche von Hessen und Nassau liegt als Anregung vor, ist jedoch für einen anderen Kontext gedacht. Dieses Faltblatt soll mit Gemeinden zusammen entwickelt, kann von ihnen ergänzt/konkretisiert werden und steht ihnen dann zur Verfügung.

3. Anliegen zu „gabenorientiert„ in der Gemeinde arbeiten
Die Häufigkeit dieses Sachverhaltes läßt darauf schließen, dass oft Gaben in der Gemeinde vorhanden sind, die einfach nicht wahrgenommen, anerkannt oder herausgelockt werden. Dadurch verlieren einzelne ihre Chance zu einer sinnvollen Entfaltung, und die Gemeinde wird dabei ärmer, als sie sein brauchte. Die Häufigkeit dieses Sachverhaltes zeigt zugleich ein gewachsenes Problembewußtsein bei Ehren- und Hauptamtlichen: Sie nehmen das Defizit wahr, sie nehmen Gaben wahr, sie sehen darin eine Perspektive für unsere Kirche.

Handlungsempfehlungen
a) Gaben zu erkennen und zu fördern, in die Gemeinde einzubeziehen gehört in Aus-, Fort- und Weiterbildung zum Training für Hauptamtliche.

b) Im Rahmen der Weiterbildung für Gemeindeleitung wird als ein Bestandteil angeboten: Gaben wahrnehmen, anerkennen, einbeziehen und begleiten.

c) In Gottesdiensten und anderen Zusammenkünften der Gemeinde wird nach Möglichkeiten gesucht, wie Gaben wahrgenommen, gefördert, einbezogen und begleitet werden können. In manchen Gemeinden stellen sich Gruppen im Gottesdienst vor und gestalten ihn mit. Andere suchen Mitstreiter/innen über das Gemeindeblatt, stellen dort ihr Anliegen vor und sprechen Leute konkret daraufhin an. Bibelgespräche beispielsweise zu 1. Korinther 12 – 14 eröffnen einen neuen Blick auf die Gaben der Gemeinde.

4. Anliegen zu „offen sein, einladend„
Die Gemeindekongresse mit ihrer open – space – Methode hatten für die Anwesenden eine offene, einladende Wirkung: gleichberechtigt, selbstbestimmt, kreativ. Dass sich die Gruppen locker wieder auflösten und neu gebildet wurden, erwies sich ebenfalls als öffnend.

Was hier leicht gelang, ist in der Gemeindepraxis meist viel komplizierter.

Der Wunsch nach Beheimatung überwiegt dort oft so, dass Gemeindegruppen zu ausschließenden, abgeschlossenen Dauereinrichtungen werden. Eine zentrale Frage wird in Zukunft sein. Wie können Gemeinden/Gruppen zur Heimat für Menschen werden, ohne sie zu vereinnahmen, und wie können Gemeinde/Gruppen dabei offen, einladend bleiben?

Offen, einladend zu sein umfaßt jedoch auch die Offenheit für neue Entwicklungen, für Informationen und Konflikte, die Gastlichkeit pflegen und das Kirchengebäude.öffnen…

Handlungsempfehlung
Diese Haltung kann in Gemeinde nur aus einer inneren Geborgenheit und Freiheit heraus wachsen, sie kann gefördert und ihr Vorhandensein oder Fehlen ins Bewußtsein gehoben (bei Besuchen, Coaching und Visitation), aber nicht administrativ durchgesetzt werden.

Gemeinde muss sich fragen, wozu sie andere (wen genau?) einlädt oder auslädt, wie sie auf andere wirkt, was sich denn ändert, wenn die eingeladenen wirklich kommen.

5. Anliegen zu „Gottesdienst„
Die Frage nach einem Gottesdienst, zu dem man auch Außenstehende gerne einlädt, bewegt viele. Dabei geht es um eine lebendige, die Gottesdienstbesucher einbeziehende Gestaltung. Offensichtlich wird der Gottesdienst immer noch vor allem vom Pfarrer / der Pfarrerin gehalten, nicht von der Gemeinde mit all ihren Begabungen.

Weil sich im Gottesdienst zeigt, „was mit Gott los ist„ und weil sich dort das Bild von Kirche verdichtet, ist Gottesdienst Kernanliegen des gemeindlichen Lebens.

Offen, einladend sein im Blick auf Gottesdienste heißt, Menschen (die oft kommen, die selten kommen, die nicht kommen), biblische Botschaft (Texte und Gottesdienstordnung) und Situation (aktuelles Geschehen in Welt, Land, Kirche und Ort) miteinander ins Gespräch zu bringen und in die aktuelle Gottesdienstgestaltung einzubeziehen.

Handlungsempfehlungen:
a) in der Gemeinde: Die Gemeinde muss den Gottesdienst mitgestalten. Das ist eine gemeinsame Aufgabe für Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Das Augenmerk muss dabei auf den Möglichkeiten liegen, inhaltlich und persönlich an der Vorbereitung und Durchführung von Gottesdienst beteiligt zu werden. Dabei werden auch die Hintergründe der Liturgie ins Bewusstsein rücken.

b) auf Kirchenkreisebene: Arbeit mit Gemeindekirchenräten/Kirchenvorständen an Fragen des Gottesdienstes mit der Möglichkeit, lebendige Gottesdienste zu erleben bzw. mit zu gestalten.

c) für die Landeskirche: Schon in der Ausbildungsphase der Pfarrer/-innen neben der Arbeit an der Predigt die Gestaltungsbreite von Gottesdiensten einschließlich der Beteiligung der Gemeinde einüben. Es geht um einen theologisch verantworteten kreativen Umgang mit vorhandenen Agenden!

6. Anliegen zu Spiritualität/ Glauben„
Die Sehnsucht nach einem Glauben, der nicht in dogmatischen Richtigkeiten stecken bleibt, sondern im alltäglichen Leben Gestalt gewinnt, spricht aus vielen Äußerungen. Glaube soll erfahrbar sein und den ganzen Menschen einbeziehen. Gottesdienstgestaltung und Kirchenraum können dabei eine Hilfe sein. Der Gemeinschaftserfahrung kommt besondere Bedeutung zu. Die eigene Vergewisserung im Glauben – sowohl den eigenen Glauben in eigene Worte fassen zu können als auch biblische Bilder und Geschichten neu miteinander zu entdecken – wird als Voraussetzung gesehen, mit anderen über Glauben reden zu können.

Handlungsempfehlungen:
a) für die Kirchengemeinde: Erfahrungsräume des Glaubens entdecken. Einladen zu Stille und Meditation – gerade wenn die Gemeinde nach außen sehr aktiv ist. Die Sprachfähigkeit des Glaubens einüben (Grundkurse des Glaubens usw.)

b) für den Kirchenkreis: Viele Angebote, Glauben neu zu entdecken, Glauben ins Gespräch zu bringen und neue Gestaltungsformen eines lebendigen Glaubens zu finden, brauchen die Region als Aktionsraum (z.B. „neu anfangen – Christen laden ein zum Gespräch„). Dabei ist die ökumenische Komponente mit zu bedenken.

c) für die Landeskirche: Fördern der Angebote für geistliches Leben – ideell und finanziell. Zu denken wäre an ein von der Kirchenleitung angestoßenes Gespräch über den Glauben mit entsprechendem Material ( Modell „Jahr des Glaubens„ in der nordelbischen Kirche) und an die Förderung der Arbeit im „Haus der Stille„. In der Ausbildung von Pfarrer/-innen sollte der Entwicklung der persönlichen geistlichen Persönlichkeit (und der dazu gehörenden Frömmigkeitspraxis) großes Gewicht beigemessen werden.

7. Anliegen zu „offene Kirchengebäude„
Die Erkenntnis, dass die Kirche mit ihren Kirchengebäuden einen großen Schatz hat, durchzieht die Äußerungen zu diesem Thema. Kirchen nur zu renovieren und dann geschlossen zu halten, wird als wenig sinnvoll angesehen. Die Frage ist: Was geschieht in den Kirchen, das Besucher zum Bleiben anregt? Eine Gemeinde, die ihre Kirche öffnet, muss sich auch selbst öffnen für die Menschen mit ihren Fragen und Sorgen.

Handlungsempfehlungen:
a) für die Kirchengemeinden: Nach Möglichkeit suchen, die Kirchen auch am Werktag zu öffnen bzw. offen zu halten und spirituelle Angebote für Besucher/-innen zu machen. Verbindung von sozialem Engagement und Spiritualität leben.

b) auf Kirchenkreisebene: Beratung, Ausbildung, Begleitung und Förderung von Menschen, die als Ansprechpartner in offenen Kirchen zur Verfügung stehen.

c) für die Landeskirche: Anreize schaffen, dass Gemeinden ihre Kirchen öffnen (z.B. durch finanzielle Unterstützung)

8. Anliegen zu „Gemeindeentwicklung„
Die Gemeindekongresse haben Defizite vor Augen, formulieren Wünsche und Richtungen, in denen sich Gemeindeleben entwickeln soll. Dabei ist eine große Breite festzustellen, die sich mal mehr auf Schwerpunkte der Arbeit bezieht, mal mehr auf strukturelle Rahmenbedingungen, mal auf ganz andere Bereiche.

Bei dieser Bestandsaufnahme wird deutlich: Oft werden zuerst oder/und nur die Probleme gesehen. Die eigenen bereits erlebten Stärken und kreativen Ansätze, die perspektivischen Möglichkeiten und Lösungen kommen meist noch zu kurz.

Das z.B., was unter „gabenorientiert„ zitiert ist und das, was in einzelnen Anliegengruppen an konkreten Vorschlägen kam, macht schon sichtbar, wie kompetent hier über die Auflistung von Problemen hinausgegangen wird. Perspektivisch im Alltag zu denken, ist trotzdem noch sehr ungewohnt. Daraus ergibt sich die Frage: Wie können die Frauen und Männer, die Jungen und die Alten in unseren Gemeinden – wo es denn noch nicht so ist – ein gesundes Selbstbewußtsein entwickeln, sich freuen an ihren Gaben und Stärken, Gott dafür danken, sie in ihrer Umgebung leben? Wie können sich Älteste mehr Gehör verschaffen? Wie kann perspektivisches Denken und Handeln zu einem festen Bestandteil gemeindlichen Lebens werden?

Noch ist vielen Gemeinden nicht selbstverständlich, dass sie selbst für einen überschaubaren Zeitraum Schwerpunkte setzen, Ziele entwickeln und dazu ihre Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen. Gemeinden werden sich in Zukunft stärker als bisher selbst um den weiteren Weg der Gemeinde kümmern müssen. Dabei sind manchmal Gesprächspartner von außen, die einen Überblick behalten und Erfahrungen mit methodischen Schritten haben, eine Hilfe.

Jede Gemeinde, die sich intensiv um ihren eigenen Weg müht, muß zugleich lernen, über ihren eigenen Bereich hinauszusehen ins Kirchspiel, in die Region, in den Kirchenkreis, in die Landeskirche und die Weltkirche. Wachstum ist nur im Verbund mit den anderen möglich. Bibel, Glauben, geistliche Seite der Gemeindeleitung sollen Lust machen, den Glauben als Schatz und als Quelle für das Wachsen zu entdecken.

Handlungsempfehlung:
Die Kirchenleitung möge bedenken: Entwicklung braucht Anregung, Begleitung, Zeit/Pausen, Zwischenetappen, ein lohnendes Ziel. Gemeindeberatung, Gemeindepädagog/inn/en und Begabte vor Ort können diese Entwicklungen fördern, kommen jedoch schnell an ihre zeitlichen Grenzen. Wer kann vor Ort in einem Kirchenkreis solche Entwicklungen begleiten? Darin sehen wir künftig die Aufgabe einer ausgebildeten und geeigneten Person z.B. als Konkretion oder Alternative zu den jetzigen Sachbereichsleitern für Zeugnis und Dienst mit Teilanstellung im Kirchenkreis (zuständig für Gemeindeentwicklung und Erwachsenenarbeit, auch Erwachsenenbildung).

9. Anliegen zu „Öffentlichkeitsarbeit„
Dass zu einer Kirchengemeinde auch Öffentlichkeitsabeit gehört, ist noch nicht selbstverständlich. Derzeit erleben die Teilnehmer/innen der Gemeindekongresse Defizite in der Öffentlichkeitsarbeit vor Ort, auch dort, wo sie bereits im Blick ist. Offene Kirche heißt auch öffentliche Kirche.

Ziele von Öffentlichkeitsarbeit sind:

  • zu informieren und anzusprechen,
  • anderen Einstiegsmöglichkeiten zu eröffnen: Der Andere hat ein Recht, herein zu kommen.

Handlungsempfehlungen
(1) In der Gemeinde: Ebenen der Öffentlichkeitsarbeit bedenken:
Menschen reden davon und erzählen persönlich weiter,
auf Menschen zugehen,
niedrigschwellige Angebote machen,
sich öffentlich als Gemeinde darstellen und transparent machen,
Lebensweise der Gemeinde ist öffentlich,
in den Medien deutlichere und regelmäßigere kirchliche Präsenz,
Stellungnahmen von Synoden/Kirchenleitungen,
Professionalität und die Gaben der Gemeinde (z.B. bei Schaukastengestaltung) nutzen.

(2) Die für die Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche verantwortliche Stelle entwickelt eine Konzeption , mit der die gemeindeliche und kirchenkreisliche Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und weiter entwickelt wird.

10. Anliegen zu „Kinder- und Jugendarbeit„
Bei allen vier Gemeindekongressen ist der Arbeit mit Kindern und der Arbeit mit Jugendlichen besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Den Anliegengruppen war wichtig,

  • neu wahrzunehmen, was Kinder wirklich brauchen und was Jugendliche wirklich wollen,
  • wie die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für Kinder und Jugendliche sind,
  • welche kirchlichen Beiträge für Kinder und für Jugendliche hilfreich werden können und
  • was denn in den Gemeinden geschehen soll, um zu solchen Beiträgen zu kommen.

Handlungsempfehlungen
Den Anliegen der Gemeindekongresse entsprechend sollte jede Kirchengemeinde die oben genannten Fragen bedenken und sichtbare Schritte zur Stärkung der Kinder- und Jugendarbeit in ihrem Bereich gehen.

Das Amt für Kinder- und Jugendarbeit in der Kirchenprovinz hat in Auswertung der Bischofsvisitation weiterführende Arbeitsmaterialien und Begleitung entwickelt wie z.B. Anregungen zum Gespräch im Gemeindekirchenrat, Möglichkeiten zur Einschätzung der eigenen Situation, Hilfen zur Konzeptionsentwicklung. Diese sollen in die Arbeit in den Gemeinden einbezogen werden.

11. Anliegen zu „Kirchspielbildung„
Die Zitate spiegeln die Ambivalenz wider: Manches spricht dafür, manches dagegen. In einigen Stimmen wird ein Gewinn durch Kirchspielbildung deutlich, wenngleich das „Was„ nicht konkret benannt ist. So ist die Kirchspielbildung für einige Gemeinden ein sinnvoller und wichtiger Schritt, für andere ist es die Regionalarbeit in einem mehr oder weniger weitreichenden Verbund.

Handlungsempfehlungen
a) In Zukunft wird mit einer Ungleichzeitigkeit und mit unterschiedlichen Formen des Zusammenlebens und –arbeitens von Kirchengemeinden zu rechnen sein. Diese Vielfalt von der Kirchenleitung und der Leitung der Kirchenkreise her zu ermöglichen und zu fördern, ist ein wichtiger Schritt in unserer Landeskirche. Die Gemeindekongresse weisen darauf hin, jeweils die Rahmenbedingungen dafür zu bedenken und zu verdeutlichen.

b) Die im Kirchspielgesetz genannten Kriterien für die Lebensfähigkeit von Gemeinden
Vielfalt der Verkündigung, geeignete Leitung, wirtschaftliche Effizienz – sollten in jeder Gemeinde bedacht werden, ob sie nun ein Kirchspiel bildet oder nicht. Die Auswertungsgruppe hält als viertes Kriterium für notwendig, daß jede Gemeinde über ihren eigenen Bereich hinaus sieht und sich in die Vernetzung mit anderen Gemeinden bzw. der Gesamtkirche bewußt hineinbegibt.

Aus der Gesprächsgruppe …zu Hause in der Kirche…„ Halberstadt 21 S.b kommt dazu eine direkte Aufforderung an die Kirchenleitung:

„Die Kirchenleitung wird aufgefordert, absehbare Veränderungen bei Zusammenlegungen (+ Kirchspielen…) differenzierter zu begleiten, d.h.:

  1. Vorbereitung und Begleitung der vorhandenen MitarbeiterInnen (Pastorinnen, Diakone…)
  2. Aufbauende Begleitung der GKR zur Befähigung, Aufgaben zu übernehmen bzw. weiter zu geben, die er bzw. Gemeindeglieder leisten können.
  3. Sichtbare Begleitung der Gemeinden
  4. Kontrolle und Rückkoppelung durch die Hierarchie zurück zur Leitung wäre wünschenswert.„

12. Anliegen zu „Ehrenamtliche„
„Ehrenamt“ ist bei allen Gemeindekongressen ein wichtiges Thema gewesen. Zum Teil wurde „Ehrenamt“ als eigenes Thema behandelt, oftmals aber auch im Zusammenhang mit anderen Themenbereichen. Als zentrales Problem hat sich die Anerkennung ehrenamtlicher Arbeit herausgebildet. Probleme gibt es da, wo solche Anerkennung, meist seitens der hauptamtlichen Mitarbeiter fehlt und damit der Spielraum zum Engagement eng wird. Chancen ergeben sich, wenn ehrenamtliche Mitarbeiter als eigenständige Personen in ihrer persönlichen Situation wahrgenommen werden. Jede einzelne Gemeinde muss die Frage beantworten, ob sie tatsächlich offen für neues Engagement ist oder nicht eher die Türen verschließt wie ein „closed shop“. Die Vision des „Priestertums aller Gläubigen“ soll handlungsleitend sein.

Handlungsempfehlungen

1. im Blick auf Hauptamtliche:

a) Kirche kann sich auf die Gaben ihrer Mitglieder verlassen. Sie kann offen für neue Ideen und Anregungen von Ehrenamtlichen sein. Sie braucht Initiativen. Auch wenn zunächst theologische Bedenken bestehen: nicht reglementieren. Damit sind Hauptamtliche vor Ort angesprochen.

b) Die Kirchenleitung soll die hauptamtlichen Mitarbeiter zum „Loslassen„ ermutigen. Sie soll die hauptamtlichen Mitarbeiter von der Kraft der Gaben ihrer Glieder überzeugen, dass diese ehrenamtliche Arbeit zulassen und stärken.

c) Die Kirchenleitung soll die Vermittlung von Wissen über die Anforderungen eines modernen Ehrenamtes fördern.

2. im Blick auf Ehrenamtliche:

a) Die Kirchenleitung hat die ehrenamtlichen Mitarbeiter in ihrem Engagement gestärkt. Dennoch ist das Image der Kirche in diesem Punkt noch nicht überzeugend.

Die Kirchenleitung soll Ehrenamtlichen in verschiedenen Bereichen konkret weiter fördern (als Gruppenleiter ausbilden, Lektorenprojekte fördern, ehrenamtliche Arbeit im GKR stärken, ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit).

b) Damit die Ehrenamtlichen Aufgaben übernehmen können, müssen sie mehr geschult werden z.B. durch Ältestenkonvente. Bei Neuwahl der GKR sollen die Vorsitzenden (Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen) geschult werden.

c) Post sollte direkt an die/den ehrenamtliche(n) GKR – Vorsitzende(n) versandt werden.

13. Anliegen zu „Pfarrer/innen/Hauptamtliche„
In Wittenberg und Halberstadt nimmt das Thema der Arbeit der Hauptamtlichen keinen so großen Raum ein. Dies ist in Sömmerda und besonders in Stendal anders. Es wird aber von allen übereinstimmend festgestellt, dass in unseren heutigen großen Pfarrbereichen nicht mehr alle Arbeit vom Pfarrer geleistet werden kann. Besonders die Organisationsuntersuchung des Kirchenkreises Stendal belegt, dass oft sehr viel der Arbeitszeit von Pfarrer/innen für organisatorische und Verwaltungsaufgaben benötigt wird.

Die Hauptamtlichen müssen lernen Aufgaben zu delegieren und auch loslassen können. Nur so können die Mitarbeiter sich ihren eigentliche Aufgaben wie z.B. Seelsorge, Gottesdienst und besonders der Kinder- und Jugendarbeit widmen.

Vom Hauptamtlichen wird erwartet, dass sie teamfähig sind und zwar auf drei Ebenen:

im Gemeindekirchenrat : – Sie müssen die Arbeit mit dem GKR nicht als lästige Pflicht betrachten, sondern als willkommene Entlastung bei ihrer Arbeit.
im Kontakt mit anderen Pfarrerinnen: – Diese Zusammenarbeit eröffnet vielfältige Möglichkeiten die Angebote für die eigene Gemeinde interessanter zu machen.
in der politische Gemeinde: – So kann die Kirche nach außen wirken und erreicht auch Menschen, die nicht kirchlich gebunden sind

Handlungsempfehlungen
a) Die Ausbildung der Pfarrer/innen muss den neuen Gegebenheiten in unseren Gemeinden angepasst werden. Dies verlangt Gesetzeskenntnisse, Mitarbeiterführung, Managementkenntnisse. Er/Sie sollte in der Ausbildung lernen, wie man mit Ehrenamtlichen arbeitet.

b) Der Pfarrberuf muss wieder auf seine eigentliche Aufgabe zurückgeführt werden z. B. wieder mehr als Seelsorger zu arbeiten.

c) Die kirchlichen Verwaltungsämter müssen mehr mit den GKR zusammenarbeiten.

d) Einführung einer Wahlperiode z.B. 10 Jahre nach der die Stelle zwingend ausgeschrieben wird. Inhaber kann sich wieder bewerben. Jetzt schon vorhandene Möglichkeiten des Dienstrechtes konsequenter nutzen. Gespräch nach 10 Jahren

e) Es gehört zu geistlichen Aufgaben des GKR gemeinsam mit dem Pfarrer/ die Pfarrerin eine Dienstanweisung zu erstellen. Dazu soll das Kirchliche Verwaltungsamt die notwendige Unterstützung leisten.

14. Anliegen zu „Fort- und Weiterbildung„
So unbestritten es ist, dass für die Ausübung kirchlicher Ämter – haupt- und ehrenamtlich – Glaubensfestigkeit und Engagement den Grund bilden müssen, so unbestritten ist die Notwendigkeit von Fort- und Weiterbildungen. Dies wird laut Kongressunterlagen angemahnt für

a) hauptamtliche Mitarbeiter/innen, z.B. Weiterbildung im Bereich Jugendkulturen,

b) Gemeindekirchenräte/Älteste zur Kommpetenzgewinnung,

c) Gemeindeglieder bei Einbeziehung in besondere Aufgaben wie Kinder- und Jugendarbeit, kirchenmusik, Besuchsdienste…

d) Die Gemeinde.

Handlungsempfehlungen
a) Hauptamtliche

Hauptamtliche wollen sich weiterbilden/Gemeinde will, dass Hauptamtliche sich weiterbilden

Fortbildung für Hauptamtliche ist obligatorisch (einmal pro Jahr)
dafür bietet die Kirchenleitung einen breit gefächerten Katalog an (häufig nachgefragte Themen werden wiederholt)
die Teilnahme an Fortbildungen wird rückgemeldet (analog zu Lehrerkollegien).
Teamarbeit wird ein Thema von Aus-, Fort- und Weiterbildung.

b) GKR/Älteste

Gemeindekirchenräte möchten ihr Amt kompetent ausführen und sich nicht überfordert fühlen!

Schon im Vorfeld von GKR-Wahlen wird mit dem Hinweis auf Weiterbildung zur Kandidatur ermutigt

Mit der Wahl in den GKR werden Neugewählte über ihre Aufgaben, Kompetenzen, Strukturen, Arbeitshilfen und Ansprechpartner informiert.
Gewählte GKR – Mitglieder werden persönlich angeschrieben und auf Weiter-
Bildungstermine/-orte (möglichst in ihrer Nähe) hingewiesen – ein ausgelegtes Rundschreiben reicht nicht.

Weiterbildungen umfassen sowohl prinzipielle (z.B. juristische) Gegebenheiten

Als auch den Austausch über konkret auftretende Probleme.

Auch „alte Hasen„ werden zur Weiterbildung eingeladen, um ihre Erfahrungen
Weiter zu geben und auf den neusten Stand zu kommen.

Parallel dazu kann auf gemeinsamen Tagungen/Rüsten der GKR zu gemeinsamer Arbeit zusammen wachsen.

Regelmäßig kommen Vorsitzende/Stellverteter/innen zusammen z.B. zu Ältestenkonventen.

c) Gemeindeglieder
Gemeindeübergreifend (evtl. auf Kirchenkreisebene) werden Seminare/Einzelveranstaltungen angeboten, die dem Gemeindeglied Kompetenz für seine Mitarbeit vermittel (unerläßlich z.B. bei der Sterbenden – Betreuung!). Themen und Termine werden längerfristig bekannt gegeben. Pfarrer/innen sowie Älteste weisen gezielt Personen, die sie gern in einer bestimmten Mitarbeit sähen, auf diese Veranstaltungen hin.
Lektorenarbeit wird fortgeführt bzw. intensiviert.

d) Gemeinde
Von den Gemeinden selbst wird organisiert und eingeladen zu Themen wie Liturgie, Bibelkunde, Spiritualität, Orientierung im Lebensfragen, Grundlagen des Glaubens, Geschichte der eigenen Gemeinde und des Kirchengebäudes, Kirchenasyl….

e) Über niedrigschwellige Angebote, die ortsnah und sehr zeitbegrenzt sind, wird ebenso nachgedacht (z.B. kurze Fortbildung im Zusammenhang einer ohnehin stattfindenden Sitzung, im Anschluß an einen Gottesdienst…) wie über „Mischangebote„, bei denen externe Fachleute und Leute vor Ort gemeinsam Fortbildungen vorbereiten und gestalten.

15. Anliegen zu „Umgang miteinander„
Die vielen Äußerungen zum Umgang miteinander – direkt thematisiert oder indikrekt geäußert – zeigen, dass Gemeindelieder und Hauptamtliche genauer hinsehen, was hier geschieht und nach einem geschwisterlichen Umgang miteinander suchen. Dabei stoßen sie auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung, z. B. auf Verletzungen bei Kritik und undurchsichtigen Entscheidungen. Wie auch in unserer Umwelt, so sind wir nicht trainiert in einer bewußten Gestaltung unseres Miteinanders. Dafür bieten die Anregungen der Kongresse einen deutlichen Impuls. Sie meinen auch, dass Leitung wesentlich zur Art des Umgangs beiträgt (z.B. in der Art, dass und wie Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden) und

Dass öfter auch „Dritte„ als Gesprächspartner wichtig sind.

Handlungsempfehlungen:

a) In Aus-, Fort- und Weiterbildung (für Haupt- und Ehrenamtliche) wird ein Training für die Arbeit in konkreten Beziehungsgeflechten (Teamarbeit, Prozesse leiten und begleiten, Umgang mit Konflikten…) eingebaut.

b) Leitungsfragen sind Machtfragen. Nur wenn ich Macht annehme, kann ich angemessen damit umgehen. Hauptamtliche lernen in ihrer Aus- und Weiterbildung den bewußten Umgang damit. Ehrenamtliche Vorsitzende und Stellvertreter/innen bekommen in der vorbereitenden und begleitenden Weiterbildung zur Gemeindeleitung Möglichkeiten zum Kennenlernen und Üben dieser Fragen.

c) Gemeindeberatung/Organisationsentwicklung ist mit ihrer Beratungskapazität sehr schnell am Ende (GB/OE hat 50% Stelle und 5 Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen). Wie kann sie erweitert werden? Dafür sollte der Beirat der AKD Vorschläge unterbreiten.

d) Die Seelsorgearbeit weist stärker als bisher auf die Möglichkeiten von Fallbesprechungsgruppen, Seelsorgekursen und Supervision hin.

e) Die Leitung einer Gemeinde fragt neben dem Sachthema regelmäßig nach dem Umgang miteinander, nach Auswirkungen – und thematisiert diese, wo das möglich ist.

16. Anliegen zu „Konziliarer Prozess„
Aus der Gesprächsgruppe Halberstadt 4 mit dem Anliegen „Konziliaren Prozess aktivieren„ kam als direkte Bitte an die Kirchenleitung:
„Die Inhalte des Konziliaren Prozesses müssen neu formuliert werden, gegebenenfalls ein neuer Titel gefunden werden. Problem: Die evangelische Kirche ist mit den gesellschaftlichen Strukturen eng verwoben.
Die Kirchenleitung wird gebeten, durch sachkompetente Stellen die Diskussion über die möglichen Inhalte auszulösen.„

C. Die Gemeindekongresse als Teil des Weges unserer Kirche

1. Die Kirchenleitung beabsichtigt, die Ergebnisse der Gemeindekongresse mit den Empfehlungen der Arbeitsgruppe „Zielsetzung kirchlicher Arbeit„, mit denErgebnissen der Organisationsuntersuchung im Kirchenkreis Stendal und mit den Ergebnissen der Arbeitsgruppe „Struktur des Verkündigungsdienstes„ zu verknüpfen. Im Zusammenhang mit den anderen Bemühungen um Veränderung stellen die Ergebnisse der Gemeindekongresse einen wesentlichen Beitrag auf dem Weg zu einem neuen Profil dar.

2. Die Kirchenleitung wird gebeten, das Anliegen „Kirche 2010„ auf ihre Tagesordnung zu setzen und zu entscheiden, ob ZukunftsSuche (future search) im Frühjahr 2003 als Bündelung der verschiedenen Bemühungen in der KPS um das neue Profil stattfindet oder ob eine andere geeignete Form für eine Bündelung gefunden wird.

3. Der Auswertungsgruppe lag daran, die Ergebnisse der Gemeindekongresse allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und einer breiteren Öffentlichkeit in dieser kurzen Fassung zugänglich zu machen.

Bei Nachfrage steht in der AKD eine ausführlichere Fassung mit Zitaten aus den Protokollen zur Verfügung und kann gegen einen Betrag von 3,- € dort abgerufen werden.

Außerdem sollen wesentliche Ideen aus der Arbeit der Anliegengruppen in eine kleine Ideenbörse aufgenommen werden, die 2002 ebenfalls in der AKD erscheinen soll.

Die Auswertungsgruppe:
Eberhard Bürger, Magdeburg; Christof Enders, Halle; Christine Kellner, Zimmernsupra; Jürgen Steinborn, Wittenberg; Heidrun Wilker – Wirk, Magdeburg; Barbara Synder, Lüderitz;
in Zusammenarbeit mit der Begleitgruppe der Gemeindekongresse.